- Poher
- Poher[pɔ'ɛːr], Alain, französischer Politiker, * Ablon-sur-Seine (Département Val-de-Marne) 17. 4. 1909, ✝ Paris 9. 12. 1996; Jurist und Ingenieur, 1945-77 Bürgermeister seiner Heimatstadt. Als Senator (1946-48 und seit 1952) gehörte er erst den Volksrepublikanern (Mouvement Républicain Populaire) an, seit 1968 der Fraktion der Zentristen (Union Centriste des Démocrates de Progrès). Poher war mehrfach Staatssekretär, führte 1950-52 den Vorsitz der Ruhrbehörde, 1952-58 war er französischer Vertreter bei der Montanunion, 1955-57 Präsident der EWG-Kommission, 1958-69 Abgeordneter im Europäischen Parlament, 1966-69 dessen Präsident. Als Senatspräsident (1968-92) wandte er sich gegen den im Rahmen des Partizipationsprogramms Präsidenten C. de Gaulles vorgelegten Entwurf zur Regionalisierung Frankreichs und zur Reform des Senats, die diesem u. a. seine legislative Kompetenz nehmen sollte. Als de Gaulle infolge der Ablehnung der Reformpläne durch ein Referendum zurücktrat (28. 4. 1969, übernahm Poher verfassungsgemäß das Amt des Staatspräsidenten, kandidierte bei der Neuwahl des Staatsoberhauptes, unterlag jedoch G. Pompidou (15. 6. 1969. 1984 widersetzte er sich erfolgreich dem Plan Präsidenten F. Mitterrands, erweiterte Anwendungsmöglichkeiten für Volksbefragungen in die Verfassung aufzunehmen.
Universal-Lexikon. 2012.